
Wenn die dunklen Wintermonate langsam ihrem Ende entgegengehen und die ersten Schneeglöckchen durch den gefrorenen Boden brechen, ist es Zeit für Imbolc – eines der vier großen keltischen Feste im Jahreskreis. Traditionell wird Imbolc am 31. Januar oder 2. Februar gefeiert, mancherorts auch mit dem zweiten Vollmond nach der Wintersonnenwende. In der christlichen Tradition ist dieses Fest als „Maria Lichtmess“ bekannt, das genau 40 Tage nach der Geburt Christi begangen wird. Doch die Wurzeln von Imbolc reichen weit tiefer in die vorchristliche Zeit zurück und sind eng mit der keltischen Göttin Brigid verbunden.
Brigid – Göttin des Feuers, der Heilung und der Inspiration
Brigid ist eine der bekanntesten und verehrtesten keltischen Göttinnen. Als dreifache Göttin verkörpert sie die drei Lebensphasen der Frau: die junge, die reife und die weise Alte. Ihre Kräfte umfassen Schutz, Heilung und Reinigung. In der Zeit von Imbolc wird Brigid als Erweckerin des Lebens gefeiert – das Feuer des Frühlings wird symbolisch neu entfacht, die Tage werden spürbar länger, und das Licht kehrt zurück.
In der Tradition des Hexentums spielen Kerzen bei diesem Fest eine besondere Rolle. Kerzen, die während Imbolc rituell geweiht wurden, sollen Schutz und Heilung bringen, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt entzündet werden. Auch im Christentum hat sich dieser Brauch erhalten: Bei Maria Lichtmess werden ebenfalls Kerzen geweiht, die das Licht und den Segen für das kommende Jahr symbolisieren.
Die Bedeutung von Imbolc – ein Blick in die Vergangenheit
Imbolc war für die Menschen früherer Zeiten ein entscheidender Wendepunkt im Jahr. Die Wintervorräte mussten zu diesem Zeitpunkt noch zur Hälfte vorhanden sein, um das Überleben bis zum Frühling zu sichern. Es war eine Zeit der Bilanz und der Vorbereitung auf die kommende Wachstumsperiode. Die Natur erwacht langsam, und das Fest markiert den Übergang vom strengen Winter zur ersten Wärme des Frühlings.
Auch in anderen Traditionen ist Brigid von großer Bedeutung. Bei den Druiden galt sie als Göttin der Wahrheit, und bis heute wird in einigen Ländern ein Schwur auf die heilige Brigid geleistet.
Rituale und Bräuche zu Imbolc
Imbolc kann auf verschiedene Weise gefeiert werden – sei es durch traditionelle Rituale oder durch alltagstaugliche Bräuche, die die spirituelle Bedeutung dieses Festes in die moderne Zeit übertragen.
- Hausreinigung: Imbolc ist der perfekte Zeitpunkt für einen energetischen Frühjahrsputz. Neben der physischen Reinigung des Hauses können auch Räucherrituale zur Klärung der Raumenergie durchgeführt werden.
- Reinigung des eigenen Selbst: Ein bewusstes Ritual mit klarem Wasser kann helfen, sich innerlich und äußerlich zu erneuern. Dabei können Gedanken an Loslassen und Neubeginn einfließen.
- Kerzenritual: Das Entzünden von Kerzen symbolisiert das wiederkehrende Licht. Traditionell lässt man die Kerzen – unter Berücksichtigung aller Sicherheitsmaßnahmen – vollständig abbrennen.
- Kulinarische Traditionen: Ein selbstgebackener Kuchen gehört ebenfalls zu den traditionellen Bräuchen. Ein kleiner Teil wird als Gabe vor die Tür gestellt – eine Geste der Dankbarkeit gegenüber der Natur.
Ein Fest der Hoffnung und Erneuerung
Ob mit traditionellen oder modernen Bräuchen – Imbolc ist ein Fest, das Freude, Hoffnung und Reinigung auf allen Ebenen symbolisiert. Es erinnert daran, dass das Licht zurückkehrt, das Leben neu erwacht und es Zeit ist, sich innerlich wie äußerlich auf den kommenden Frühling vorzubereiten. Auch moderne Rituale wie Heilfasten oder Waldbaden passen wunderbar in den Geist von Imbolc und helfen dabei, sich auf das neue Jahr einzustimmen.
Dieser erste Einblick in die Welt der keltischen Jahreskreisfeste soll neugierig machen und Lust darauf wecken, sich mit den alten Traditionen näher zu beschäftigen. Weitere Artikel zu den anderen großen Hexenfesten im Jahresverlauf werden folgen – denn jede dieser Feiern trägt eine tiefere Bedeutung und wertvolle Impulse für unser heutiges Leben in sich.
Herzliche Grüße
Bettina Wegner